Odiceixe – Ausflug in die Vergangenheit (5.2/6)

Odiceixe – Ausflug in die Vergangenheit (5.2/6)

2020-12-01 Aus Von Scheitzi

Alfons war’s…

…der mich fragte, ob ich mich noch an den gemeinsamen Urlaub vor vielen vielen vielen Jahren in Portugal erinnerte. Ja an einen Urlaub in Portugal – da war was. Sonst „delete“. Da bin ich in mich gegangen und mit vereintem Denken kamen dann auch die Namen heraus: Alfons, Marion D., Marita W., Arnim v. Z. und ich. Wir bauten damals einen T2 aus. Fachkundig mit Dachlatten, Spax und Winkeln und einer sehr leichten Spanplatte. Mit dem Aufbau waren wir schon überladen – glaub ich. War uns egal – wir kannten kein max. Gewicht…
Und noch eins kam raus: Odiceixe hieß das alte „Hippie“ Dorf, was wir damals suchten und fanden. Na ja – eine Bucht daneben…

Also stand mein Plan fest: Odiceixe besuchen, den Strand finden und schauen.

Und so entschied ich mich an einem Tag, mich auf zu machen in ein Stück Vergangenheit und das 43Km entfernte Dorf neu zu erleben. Murk, der Kollege vom Campingplatz frug, ob er mich begleiten könne und ich hatte nichts gegen diese nette Gesellschaft.

Der Hauptstrand von Odiceixe war wunderschön und breit. Mitten drüber floss ein Fluss, an den ich mich nicht erinnern konnte. Oder doch? Ich weiß da nix mehr… Aber auf dem Weg dorthin erinnerte ich mich an ein Restaurant, zu dem wir des öfteren in stock dunkler Nacht aufmachten. Dort gab es kleine gefüllte Mini-Oktopus in Knoblauch Soße. Ich war damals wohl nicht tief vegetarisch, weil: an die Biester erinnere ich mich deutlich. Heute gab es dieses, als Wohnhaus getarntes Resaturant immer noch, nur Corona-geschlossen. Auf jeden Fall: 1x erinnert und gefunden.
Auch erinnerte ich mich dann bei der alten kurvenreichen Straße durch die Bambusfelder an eine andere „leckere“ Begebenheit: wir konnten damals noch so vorsichtig gehen, immer verliefen sich diese bekloppten Babyfrösche unter die Fusssohlen, weil sie zu Millionen über diese Strasse hetzten ohne links und rechts zu schauen. Und weil ihr es seid, beschreibe ich Euch das Geräusch, was entstand… besser nicht.

Zusätzlich haben die Odiceixianer am Strand noch eine kleine Ferien Idylle geschaffen. Da sag ich nur: man kann nicht alles können.

Und direkt neben dem großen Strand lag er dann: unser Strand. Unsere Heimat für Wochen. Die steile Schotter-Abfahrt – wie damals. Wir damals da runter unten ein Plateau. Ich durfte den T2 da runter fahren. Alle anderen waren ausgestiegen. Ich wäre auch gerne ausgestiegen, aber wir sind erst rein in den Weg und haben dann geschaut… aber mit den größten Augen, die wir bekommen haben. Aus der Nummer kam ich nicht raus…ich saß am Steuer und überlebte…
Der Wagen blieb dann auch die ganze Zeit dort unten auf einem Plateau stehen, und so durften wir die Frösche nicht überrollen sonder mussten drauf treten…
Und ich bin zum Abschied hoch gefahren und die anderen durften schieben… es gibt Gerechtigkeit…
Übrigens: da fährt heute keine Allrad runter. Die standen alle Oben…Defender, Toyota, …

Von dem Plateau ging dann noch ein „Eselsweg“ runter auf den Strand. Dieser war bei Flut nur über diesen Weg erreichbar, bei Ebbe jedoch eröffnete sich ein Weg durch Klippen und an einer Grotte vorbei zum Hauptstrand.

Stein ist beständig und so ist heute hier vieles noch so wie 1984 oder ’85 oder ’83.

Ach ne nicht ganz: heute ist das ein FKK Strand. Voller Hoffnung wanderten wir den heute befestigten Weg runter um vielleicht wunderschöne Körper zu sehen (meiner reicht mir morgens im Spiegel einfach nicht für meine ästhetischen Ansprüche – „viel“ Stefan muss nicht „viel“ schön sein… ;-)).
Aber der Strand war menschenleer. War aber dann auch ok
.
Zu steil war der Aufstieg, sonst hätte ich mir ein Handtuch geholt und wäre ins kalte Wasser gegangen – nur der Historie wegen.

Weg runter …

Und wir trafen noch eine nette Uli. Side-Cut Haarschnitt, extrem ultra dünn, Wander-Botten an den Füßen, Hippie Fellweste und Umhängetasche. Ich dachte sie wäre ein Urgestein von damals, dabei war sie so schlappe 25 Jahre jünger. Erst denken dann denken… Aber sie lebte im Hinterland bei irgendwelchen Hippies in ihrem WoMo und überwintert als Corona-Flüchtling. Ich erwähne sie deshalb, weil sie sehr nett war. Und sie hat geholfen, ein Geheimnis zu lüften: dieser zauberhafte Duft, süsslich, mal da, mal verschwunden. Ein Rätsel. Gewappnet mit meinem Laguiole Messer aus Brest, fand ich nicht nur ihre messerscharfe Anerkennung für meine Trapperausstattung, sondern auch ihren Hinweis, welches Kraut so doll riecht: die Zistrose. Das Zeug klebt an den Blättern wie die Pest, blüht im Sommer weiß und ich glaub rot und gilt unter den Kräuterfreaks als Heilgewächs und Heiltee. Ich schnitt mir, nicht ohne mich ordentlich an den Händen mit dem Kleber einzusauen, einen schönen Zweig ab und hängte diesen in mein Auto. Und er riecht heute noch wunderbar. Und klebt. Ständig. Immer.
Was die Welt auf jeden Fall wissen sollte, ist, wie man den diesen duftenden, heilenden Klebstoff erntet:
Der Portugiese ist ein Fuchs. Er scheucht nämlich seine Schafe und auch Ziegen (glaub ich – oder nur Schafe?) durch die vielen Büsche der Zistrose. Dabei verklebt sich das zu erntende Zeug im Fell der Tiere. Danach werden diese geschoren und der Zistrosenkleber wird dann irgendwie ausgewaschen. Und dann ist der Tee und die Medizin schnell gemacht. Ich sag’s euch, schlau diese Portugiesen…

mein Duftspender, meine Zistrose

Murk, Uli und ich macht uns dann noch auf den Weg zu weiteren Buchten. Die sahen wir uns aber nur von oben an. Der Eindruck war schon ausreichend beeindruckend. Und Uli meinte, ich könne den felsigen, schmalen Weg nicht mit meinem Schuhwerk gehen. Die Gute hat keine Ahnung von meinen highend Hilink Flip Flops…



Dann verabschiedete sich Uli in die Wildnis und Murk und ich in die Restaurant-Zivilisation. Wir fanden im alten Odiceixe die alte Windmühle (wieder an was erinnert) und eine geöffnete Bar. Obwohl wir etwas skeptisch mit Veggie Burgern waren, bestellten wir dieses einzige vegetarische Essen auf der Karte. Es gab dann Pommes einen sehr flüssigen Kartoffelbrei der zu wenig Fritösenkontakt hatte und 2-3 Salatblätter, 2-3 Tomatenscheiben.
Mir kam da der Verdacht: wissen Portugiesen eigentlich was ein Burger ausmacht?

Und nun noch die letzten Eindrücke von Odiceixe…