
Surfen – „Bud Up“ (Arsch hoch) (5/6)
Auf nach Vila Nova de Milfontes (5/6)
Der Surfnomade (mein allwissender Surfreisebegleiter) empfahl mir nach allen Spots über Lissabon, dass ich mir unbedingt Vila Nova de Milfontes anschauen solle. Das liegt noch ein Stück tiefer als Lissabon und auch als Sines. So, nun wisst ihr es. Lissabon, das war die Empfehlung aller online und physisch anwesenden Ratgeber, sollte ich auf jeden Fall auslassen. Die Covid Hochburg Portugals. Da diese Info so massiv an mich angetragen wurde, hörte ich mal auf die „anderen“.

Stattdessen visierte ich Vila Nova de Milfontes an. Das Universum wollte sicher gehen und just in dem Moment, wo ich auf dem Campingplatz meine riesige Parzelle besetzt hatte, kullerte eine Whatsapp von Eva ein. Die Gute, die sich seinerzeit in einem krankenärztlichen Knie Austauschprogramm befand, wollte wissen, wie es mir so ginge und wo ich denn so stecke. Auf jeden Fall soll ich in Vila Nova de Milfontes vorbei und mir dieses schöne Städtchen ansehen. Aha…
Tja… Esoteriker und Nicht-Esoteriker: nun seid ihr dran…
Hübsch, … verstiegen, … und alt… Portugal – berühmt für seine Schuhmode… ein eiserner Kollege Der Fluss als Liegeplatz
Unabhängig von Allem, hatte ich aber inzwischen eines schon verstanden: ich brauche nicht den perfekten Platz oder Spot. Ich muss einfach dem Ort, der Situation, in der ich gerade bin, Zeit schenken. Nicht suchend hetzen, um das Optimum oder Beste zu finden. Vielmehr verweilen und sich nicht anstrengen um das Gute, das Schöne und das „Optimum“, wenn es das außerhalb des Momentes überhaupt gibt, zu erheischen, sondern sich davon einfangen lassen. Es kommen lassen. Dinge ihren Lauf lassen. „Es begegnen lassen“.
Mit dieser Grundstimmung, vernachlässigte ich mein Projekt „Surfen“, verbannte es von Rang 1 auf Platz irgendwo in meiner Aufmerksamkeitsskala und addierte einen Tag nach dem anderen in Milfontes.
Kein Sonnenuntergang wie der andere und jeder so schön ein Blumenmeer… unbekannte Wege muss man erobern (war leider eine Sackgasse) Hunde bewachen das Grundstück… ein Aussicht die ein neues Ziel in sich birgt… tja… im Hintergrund der Fluss Auch so sehen Strandkneipen aus der Campingplatz und die Einweihung meiner Decke aus Porto
Und so fand sich alles: der kleinen Sparmarkt 150m entfernt. Die Miele Waschküche. Eine supernette Frühstücksbar. Sonnenuntergänge. Tausende von Vögel in einem Baum, die wie auf Kommando aufstiegen und den Himmel verdunkelten und als Schwarm ihre Kapríolen zogen. Strände hier. Hafen. Strände dort. Tösende und tosende Wellen. Lange Spaziergänge (natürlich mit den Hiking FlipFlops). Und wenn ich das mal so salopp sagen darf, viele Klippen, Buchten und Ecken an den „Ärschen“ der Welt… Und natürlich auch Regen. Aber dass war inzwischen egal.
da hatte ich kaltes Bier drin…
bzw. war drin – ich fotografiere schon schief…nichtn jeder Skipper fand die Hafeneinfahrt: ein altes Wrack in einer der Buchten Blick von der anderen Seite des Fusses…
Ein Wort zum Surfen…
Eine Surfschulempfehlung folgend, nahm ich Kontakt zu Ivo auf und nach diversen Wellenwarnungen fanden sich dann 2 Surf-Lessons, mit schwierigen, aber spassmachenden Wellen. Wieder kleine Fortschritte und ich bekam meinen Hintern endlich mal so hoch, dass ich ein paar Meter stehend surfen konnte. Local Coach Ivo, der ohne Corona im Winter in Deutschland arbeitete und im Sommer als Surf Coach die Menschen in Milfontes glücklich macht(e), war auch sehr zufrieden mit mir und die Bewegungsanweisung wurde zur alles sagenden Korrekturhilfe: „Bud up“ – Arsch hoch.
Ich, mit sichtbar neuem Selbstvertrauen ausgestattet, was meine Surf Skills anging, musste dies wohl ausstrahlen. Und so gestand Ivo, mein Selbstbewustsein sehend, er hätte nicht gedacht, dass ich noch so weit käme…
Ich weiß jetzt nicht, ob mich das stolz machte oder frustrierte. Ich nahm es einfach mal so…
Und Ivo bleibt trotzdem immer noch einer der besten Surflehrer auf dieser Tour… und ein extrem sympathischer Typ.
der Strand des Durchbruchs – ok: des kleinsten Fortschritts… Ein Windsurfer seit Monaten…
Ein Schweizer Profi – der Kerl konnte wirklich fahren aber hatte auch keinen WindDie Natur malt ihre eigenen Bilder
Dieser Kollege hier, so dachte ich, hat auch Knie aus Metall. Dann wird das bei Eva auch wohl gut gehen…
Noch ein Wort zum Essen. Ich sprach ja davon, dass alles was man brauchte vor Ort war und ich konnte mich prima versorgen. Und doch war es manchmal schön, sich auch in der Bar bedienen zu lassen…
eines meiner beliebten One-Pott-Gerichte… einen kleine versteckte Frühstücksbar… mit tollem Frühstück und guten Kaffee. Nur hierzu muss ich noch was Schreiben….
…was ich hierzu noch schreiben muss:
Was sehr Ihr oben auf dem Teller? Es war mein erstes Gericht auf dem Campingplatz…
RICHTIG: ein Veggie-Burger!!! Der Portugiese an sich scheint eine kreative Natur, wenn es um die Namensgebung von Gerichten geht.
Und auch in diesem speziellen Restaurant, was ich nur 2x besuchte, gab es eine weitere Spezialität: es herrschte eine klare Hierachie: wer warm ißt, der darf ins beheizte Restaurant. Wer nur was trinken möchte, muss vor die Tür unters Zeltdach. In die Kälte. In die Nässe. Vor den Fernseher, der wie immer irgendwelche Fußballspiele ausstrahlte. Die laufen den ganzen Tag. Immer. Und die Papas und Opas sind begeistert und trinken ihr Sagres dazu.
Ob die nicht wissen, dass bei solch gefüllten Stadien es nur Wiederholungen sein können? Also – ich verstehe einfach nicht alles…
Kontakt
In VNdM, besser auf dem Campingplatz, lernte ich dann auch zum ersten Mal jemanden kennen, mit dem ich dann später auch mehr zu tun haben sollte…: Ein Holländer, Murk, Musiker, in einer spirituellen Sinnsuche. Er war ein guter Partner für spirituelle und philosophische Gespräche und auch für ein Gläschen Port. Er 30, ich über 60 – spielte aber wohl keine Rolle. Wir sollten uns später wieder treffen…