Mehr Meer & Strand um Porto (3/3)

Mehr Meer & Strand um Porto (3/3)

2020-11-03 Aus Von Scheitzi

Die Eroberung verschiedener Strände

Praia de Fagueira (3)

Auch der Ausflug an diesen Strand brachte viel Stoff, über den ich schreiben könnte.
Nehmen wir einmal die Fahrt: Ich meide ja immer Autobahnen, die Geld kosten. Nicht weil ich so ein Sparfuchs bin, ne über das Land zu fahren und durch die kleinen Orte, abseits der großen Straßen finde ich viel interessanter. Aber mit Annette ist dann die Zeit doch zu kostbar, um sie im Auto auf einer Straße zu verbringen.

Doppel-Doof

Also fuhren wir gebührenpflichtige Autobahn. „Wir“ – das sind: Annette, Stefan und der Idiot in mir, der mir leise ins Ohr flüsterte:“Duuh, da links, dah faahr doch einfach durch, da ist keine Schrankeh, daas ist bestiiiimt guuht…“. Stimmte, da ging es ganz einfach durch…

Da wo das V Schild ist nie, nie nie durchfahren…

Doch eine andere innere Stimme wurde unruhig und Annette forschte nach, was das wohl zu bedeuten hat, das „V“ da über der Durchfahrt. Auch das war ganz einfach: da fahren alle die durch, die sich haben registrieren lassen und eine Kreditkarte hinterlegt haben. Also genau wie ich NICHT. Was tun?Schadensminimierung! Sportiv die nächste Maud Station runter, mein freundlichstes Unschuldsgesicht noch einmal flott angehübscht, „Zierz“-Modus an und ran an die freundliche Dame im Kabuff. Den Sachverhalt knapp und selbstbewusst erklärt und das wir ca. 18Km oder so auf der Autobahn gefahren sind. Ja sie freute sich über mich und wies einfach auf die Anzeige, wo der Betrag stand, den man in bar zu entrichten hat. Die 9,238 Euro waren leider nur Wunschlesen, denn keine Währung in Europa wird mit 3 Nachkommastellen angegeben. Und auch die Frau, ich will sie einfach jetzt nicht mehr freundlich finden, konnte den Maximalbetrag für Ihr Häuschen exakt mit 92,38€ beziffern. Da ging nix. Nix Zierz, nix, nix, nur 92,38€. Und keine Kreditkarte – nur Bares ist wahres.
Ich freute mich über meinen Lernerfolg für 92,38€, nämlich: wer bei V durchfährt ist dämlich, suchte meine Mitte, fand sie und mit einem Geistesblitz, leider zu spät, kam die Ernüchterung: wäre ich illegal weiter gefahren, und später ausgestiegen, dann hätte ich nicht zusätzliche Gebühren für die Autobahn, auf der ich ja weiter fahren wollte, bezahlen müssen. Also wirklich Doppel-Doof…

Versprochen: passiert mir das noch einmal, dann fahre ich bei V rein und bei V raus.

Beach Life

Aber Annette und ich wollten ja an einen Strand, von dem ich gehört hatte, dass dieser beeindruckend sein sollte. Ich hatte auf der Karte auch am Ende des guten Stückes einen Parkplatz ausfindig gemacht, auf dem auch Camper gerne einmal eine Nacht verbringen und von dem aus es dann direkt auf den Strand ging. Nicht nur „es“ ging auf den Strand sondern auch Annette und ich. Links eine fette Mole, rechts Wasser und Strand. Irgendwann ein Steg, parallel zur Wasserlinie, der einfaches Laufen versprach. Schon erkundeten unsere Füße die hiesige Wassertemperatur rechts und wir waren einige Meter gelaufen, da gab es dann einen typischen „Annette“: „lass uns nicht hier laufen, lieber in die andere Richtung.“ Ich kenne diese Frau schon einige Jahre und weiß, dass Diskussionen nix fruchten in Ihren Intuitionen – und Gott sei Dank hatte sie mal wieder Recht.

Mole verschwindet im Sand

Die Monstermole überwunden, eröffnete sich ein Blick auf einen schier endlosen Strand und keiner Seele (zumindest keine, die man sehen konnte, wie sich später zeigte…). Annette und ich erfanden schnell ein Spiel: Meditatives Steinhopping auf den Bausteinen des aufgeschütteten Stein-Deichs, der sich am Ende in die Erde absenkte, jeden Schritt bewusst setzen ohne zucken und zögern.


Als wir dem Wellenspiel nicht mehr zuschauen wollten setzen wir uns wieder in Bewegung und erkannten schnell: oben in der Sanddüne ist es bestimmt kuschelig und warm. Der Platz war schnell gefunden und eine angenehme Ruhe in Einklang mit dem Meeresrauschen breitete sich über uns aus. Ok, zumindest über mich.


Im Gefühl der absoluten Einsamkeit, wollte Annette Ihren Wasserhaushalt regulieren und platzierte sich verdeckt, wie sie dachte, in den Dünen. Wie die Erdhörnchen schauten die Köpfe versteckt liegender Männer-Menschen empor, ich warnte Annette unauffällig und schon war ein Typ in nicht strandmäßiger Kleidung auf unserer Höhe und inspizierte uns oder mich, nicht ohne uns auf einen Campingplatz hinzuweisen, wo keiner war…
Zweiter Versuch. Diesmal ein dickbäuchiges Erdhorn, den ich freundlich und laut ablenkend ansprach um Annette zu warnen.
Der griente mich feist an und stand keine 10 Minuten später mit mächtiger Wampe und Mini-Schniedel im Admaskostüm posierend und gut sichtbar da so rum.
Ok – Groschen gefallen: entweder Schwulen- oder Nudistenstrand – deshalb gab es hier wohl weniger Besucher.


Nach einem Sonnenbad in unserer Nische machten Annette und ich uns auf, eine Kleinigkeit zu uns zu nehmen. Wir gingen zurück, wählten nicht sportlich den Sand sondern klug den Steg um bis zum nächsten Örtchen zu laufen. 3 Km später waren wir an einer Strandbar, es gab guten Wein, einen perfekten Platz zum Schauen und etwas zu essen. Annette erfreute sich bestimmt der schönen Männer. Ich fand die jetzt nicht sooo gut und glich mit dem Blick auf schöne Frauen aus – oder war das woanders…?

Sonnenuntergang musste sein. Oft überbewertet, weil man zu früh geht. Erst das Farbenspiel in der blauen Stunde ist die eigentliche Sahnehaube und kann atemberaubend sein, wie Annette…