
Porto Insights 3/3
Porto aus Porto So geht das mit dem Zeug
Zu Porto gehört Portwein oder auch Port genannt, oder wie die Einheimischen ihn nennen „Porto“.
Das ist ein Gesöff voller Überraschungen, kann ich Euch sagen, bzw. machte Annette mir deutlich. Zur Begrüßung in Porto, dachte ich, besorge ich mal einen guten Portwein. Der Deutsche hat natürlich das Kriterium für Qualität in den Genen verankert: der Preis. Dies, musste ich feststellen, geht nicht dynamisch mit Annettes Begeisterung für Port einher. Ihr Gesichtsausdruck nach dem ersten Begrüßungsgläschen ließ auf keinen Fall auf Missbilligung schließen, aber spätere Gespräche zeigten: Begeisterung geht anders…
Nachdem uns der Skipper von seinem Geheimvorrat vom besten Porto in Porto hat Kosten lassen, war klar, die Brühe die ich für viel Geld erstanden hatte, war echt nicht so gut.

Was einen guten Port ausmacht, war dann auch ein Geheimnis, dass Annette und ich gewillt waren, zu lüften. Wir organisierten uns mal wieder dank Online-Recherche einen ordentlichen Weinkeller, oder besser Port-Keller.
Wir entschieden uns für Augustos.
Ein kleiner Anbauer mit eigenen Früchten, bzw. Weinbergen, seltenen Rebsorten im Anbaugebiet des Duoro und traditioneller Herstellung. Klein bedeutet in diesem Fall 70.000 Flaschen im Jahr, die nur über Führungen oder im Versand veräußert werden.
Im Vergleich: große Unternehmen sind in der Lage 1 Millionen Flaschen am Tag zu produzieren, das sagte die Dame, die mit uns die Führung gemacht hat. Ob das stimmt… wer weiß!?
Porto = Portwein – eine eigene Kunst.
Es gibt im Anbaugebiet für Port ca. 30 Rebsorten, die zugelassen sind für Portwein.
Augusto’s nutzt dann die klassische Methode, um aus seinen Reben Most zu machen: die latschen da drauf herum und quetschen so den Saft aus. Kann man sich so vorstellen, dass mehrere Männer Arm in Arm in einer großen Wanne mit kurzen Hosen rum laufen und Weintrauben zertreten.
Dieses zerquetschte Zeug wird anschließend zum Gären gebracht, um dann wiederum nach, ich glaube 3-5 Monaten, mit hochprozentigem Alkohol (Branntwein mit über 75%) „gelöscht“ zu werden. Der Alkohol tötete die Gärungsbakterien, bevor aller Zucker der Trauben in Sprit umgewandelt wurde. Deshalb ist Port nämlich süß. Und lecker.
Nach einem weiteren 1/2 Jahr wird dann das in Fässern gelagerte Zeug mit den Schiffen (zumindest früher war das so) in die Lager gebracht, wo sich heute die ganzen Führungswilligen Touris tummeln, so wie wir.

Stefan’s unvollständige Portoweinkunde
Rot Weiß – diesmal nicht Ketchup und Mayo
Es gibt jetzt 2 Sorten von Portwein: weißen und roten Porto. Eine Flasche weißer Port kostet in der gleichen Ausbaustufe das gleiche wie eine Flasche roter Port. Nur der Rote wird in 0,75l Flaschen, der weiße Port 0,5l verkauft.
Annette und ich fanden beide den Roten eh besser…
Regel: weiß=teuer und rot=nicht so (und dabei leckerer….)
Dann gibt es Ruby und Tawny Portweine.
Die Rubys
…sind Weine die nach 2-3 jährigen leben im Fass in eine Flasche umgefüllt werden und dort quasi in ihrem eigenen Saft ohne Einfluss des Holzfasses weiter reifen.
Die Winzer entwickeln dann unterschiedliche Qualitäten:
a) den einfachen Ruby
b) den LBV (=late bottled Vintage)
c) den Vintage
Der Vintage ist das Flagschiff unter den Ports. Der lebt ewig bis über 50 Jahre und länger in einer Flasche, wird ab und an einmal gedreht, und er entwickelt seinen besonderen Geschmack aus der hohen Qualität seiner Ursprungstrauben. Auf den Flaschen steht immer das Jahr mit drauf, wann der Wein in die Flasche kam.
Natürlich war 1958 ein sehr guter Jahrgang. Nicht jedes Jahr wird ein Vintage Jahr….
Die Tawnys
…hingegen reifen bis zu ihrem Ende im Holzfass, bevor sie in Flaschen gefüllt und verkauft werden. Durch die lange Verweildauer in den Fässern haben sie dann eben auch dieses holzige Aroma. Auch hier gibt es Unterschiede:
a) Tawny ist ein Port, der mindestens 2 Jahre im kleinen Fass war, also mit dem ganzen Theater vorher irgendwie 3-4 Jahre gereift ist. Auf den Flaschen steht kein Alter. Also weiß man: auf jeden Fall unter 10 Jahre
b) Old Tawny … das ist einfach zu verstehen: steht auf der Flasche 10Jahre: ist der Port in der Flasche 10-19 Jahre alt. Steht da 20: der Port war 20-29 Jahre im Fass und jetzt in der Pulle, bei 30, jawohl, Lernerfolg: 30-39 Fass -dann Flasche.
c) very old Tawny: der ist dann besonders gut und lecker: Port über 40 Jahre im Fass gereift wird nicht mehr besser und wird mit der Zahl 40 auf der Flasche gekrönt
… und ist jetzt mit stark verpackten Flasche im Bulli gut versteckt.
Annette und ich waren uns bei allen Geschmacksrichtungen einig: wir testeten Wein aus dem Duoro – muss man nicht trinken. Wir tranken die jungen Ports, nicht schlecht. (Leider besser als meine Begrüßungsgeschenk.) Dann haben wir die ganzen Jahrgänge, fast zum Entsetzen der Führungskraft, ausgelassen und orderten den 40 jährigen Port. Der ist so lecker, dass es den nur noch zu besonderen Anlässen gibt.
Und ich bekam für die weitere Reise noch einen 10-jährigen Port von Annette geschenkt. Leider hatte ich für den so unglaublich viele wichtige Anlässe zu feiern, dass die Flasche überraschend schnell leer war. Leider.
Auf dem Rückweg zur 602, bestückt mit Portwein und Schwips, habe ich dann auch endlich noch eine Decke für meinen Tisch gekauft.

Die Hoffnung blieb, alles, was die Führungsdame so erzählt hat, zu behalten, aber das gelingt mir nur so leidlich. Schon ihren Namen hatte ich nach verlassen der Port-Schenke vergessen. Das wiederum war zu erwarten nach dem Portwein.
Ah… aber 3 weitere Details weiß ich noch:
1. Vintage Ruby kann in den Flaschen noch lange reifen und sich entwickeln (50-60 Jahre), während der Tawny, wie schon gesagt, nach 40 Jahren still steht.
2. Weißer Port wird im Laufe seiner Reife immer dunkler, während roter Port immer heller wird
3. alten Tawny kannste locker noch 3 Jahre nach dem Öffnen trinken, während der Ruby schnelllstennnns getrunken werden muss. Deshalb lieber Tawny, dann kann man sich schon mal eine Woche Zeit lassen…
Kunst… …aus Reifen